Start als Truppenarzt nach dem I. klinischen Abschnitt

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INT-0001

Datum

20. Oktober 2023

Lesezeit

3min

Inhalt

Über den Autor

Corinna

Truppenärztin

Was ist Dein beruflicher Hintergrund?

Nach dem Abitur habe ich direkt mit meinem Studium über die Bundeswehr begonnen, habe 2 Jahre als Assistenzärzten Urologie im BWK Berlin gearbeitet und bin jetzt Truppenärztin.

Wo bist du seit wann eingesetzt?

Ich bin seit dem 01.04.2022 als Truppenärztin im SanVersZ Bad Reichenhall eingesetzt, das dem SanUstgZ München untersteht. Wir betreuen um die 2000 Soldaten, hauptsächlich Gebirgsjäger.

Was sind die Aufgaben als Truppenarzt neben der regulären Sprechstunde?

Neben der regulären Sprechstunde gehören zur truppenärztlichen Tätigkeit eine Menge Begutachtungen. Angefangen mit der routinemäßigen AVU-IGF-Untersuchung alle 3 Jahre, dann Statuswechselbegutachtungen, Entlassuntersuchungen und generell Prüfung der Verwendungsfähigkeit (Tipp Cave: ist nicht gleich der Dienstfähigkeit. Die Verwendungsfähigkeit bezieht sich immer auf eine spezielle Verwendung/Posten, die Dienstfähigkeit auf die Möglichkeit, dass der Soldat wie auch immer in der Bundeswehr eingesetzt werden kann) und Dienstfähigkeit.
Zusätzlich bilde ich mein Assistenzpersonal weiter, bin hygienebeauftragter Arzt und muss Material verwalten - insbesondere jede Apothekenbestellung muss durch einen Arzt geprüft und bewilligt werden.

Aber es fallen glücklicherweise nicht nur Schreibtischsachen an. Ich versorge Notfälle in der Kaserne und darf als Realversorger (Truppenarzt und Notarzt vor Ort) die Truppe mit auf Übungsplätze und bei Ausbildungsvorhaben begleiten. Und das ‚darf‘ meine ich ehrlich- es macht Spaß! Wenn man Interesse an der Ausbildung zeigt, ist jeder sehr gern bereit einen mitzunehmen und alles ausführlich zu erklären. Und weil man Unterstützungspersonal ist, kann man auch irgendwann sagen, dass man jetzt nicht mehr mitmacht.

Wie ist die Vorbereitung vor Versetzung erfolgt (Lehrgänge? Voraussetzungen?)

Eine direkte Vorbereitung gab es bei mir nicht. In meiner Klinikzeit wurde ich in keinen der 4 noch ausstehenden PUMA-Lehrgänge eingeplant, sodass ich schon 2 Monate Truppenarzt war, als ich auf den Truppenarzt-Vorbereitungskurs gegangen bin.

  1. Truppenarzt-Vorbereitungskurs (1 Woche, jeweiliges BWK)
  2. Hygiene-Kurs (1 Woche SanAk plus Onlinekurs)
  3. Taktik (3 Wochen, OSH Dresden)
  4. ABC (2 Tage SanAk, wurde bei mir nach 2x verschieben als nicht notwendig gestrichen)

Man konnte sich im Vorfeld für die Lehrgänge Daten wünschen, um eine gewisse Planbarkeit zu schaffen. Ich habe tatsächlich 2 meiner Wunschtermine bekommen.

Die Versetzungsverfügung selbst habe ich erst nach mehrfacher Nachfrage ungefähr 2 Monaten vor Versetzung bekommen- soweit ich weiß hat man aber ein recht darauf die bereits 3 Monate vorher in den Händen zu halten bitte prüfen 😉 Seit da hinterher! Spätestens für Trennungsgeld oder UKV ist das enorm wichtig.

Welche Tipps/Tricks haben Dir geholfen?

  • Geht an die Einplanung nicht so verbissen ran. Dann ärgert man sich nur. Ich habe mir alle Standorte auf einer Deutschlandkarte eingezeichnet und schlussendlich nach Freizeitwert gewählt. Wenn man offen für Neues ist, kann man an jedem Standort wertvolle Erfahrungen sammeln- auch wenn man kaum Weiterbildungszeit angerechnet bekommen sollte.
  • Fragt selbst nach, wenn etwas nicht läuft (insbesondere alles, was mit dem BaPers zutun hat).
  • Heilfürsorge lernt man während man es macht. Also das ist dann zwar die schwierige und nervige Variante, aber ihr werdet auch da Durchblick bekommen!
  • unterschreibt nicht leichtfertig irgendwelche zivilen Begutachtungen, das darf man ohne Nebentätigkeit nämlich eigentlich gar nicht.
  • dokumentiert wirklich alles. Ist besser so.

Was würdest du anderen Kameraden zur Vorbereitung auf diese Zeit empfehlen?

Einen groben Überblick über alle Hausarztthemen und Krankheiten sollte man haben. Zur Not gibt es inzwischen einen durch die BW bezahlten Amboss-Zugang, da kann man nochmal etwas auffrischen. Wenn ihr die Möglichkeit habt, schaut euch in der NFA Zeit ein Paar Ortho-Kniffe ab (zumindest die Untersuchung der großen Gelenke). Augenärztliche Fälle würde ich bis auf das sichere Hordeolum/Konjunktivitis generell dem FA überlassen.

Kümmert euch rechtzeitig um eine Wohnung oder mögliche Unterbringung am Standort. Meldet euch Frühzeitig bei eurem neuen Chef/ dem neuen GeZi.

Welchen Stellenwert hat dieser Ausbildungsabschnitt im Gesamtkontext der Laufbahn?

Man hat mal wieder mehr Kontakt mit der Truppe und ist nicht mehr nur Assistenzarzt, sondern eben Truppenarzt. Ich finde es ist die Zeit, in der man mal wieder bemerkt- oh ich bin ja nicht nur Arzt, sondern vor allem auch Offizier und Vorbild.
Fachlich erweitert sich der Horizont, weil man eben nicht nur sein eigenes Fach bearbeitet. Ich stehe leider bisschen auf dem Schlauch :/

Für die meisten wird es in dieser Zeit außerdem auch zum ersten Mal in den Einsatz gehen.

Welche Fettnäpfchen sollte man vermeiden?

  • Seid freundlich zu eurem Assistenzpersonal- die retten euch nämlich, wenn ihr keine Ahnung habt (insbesondere vom Papierkram).
  • Duzt nicht leichtfertig alle MFAs etc. – manchmal ist etwas Abstand durch ein ‚Sie‘ wichtig.
  • Arbeitet mit dem Spieß und der Heilfürsorge zusammen.
  • Delegiert Arbeiten, die ihr nicht machen müsst.

Welche abschließende Empfehlung kannst du den Lesern an dieser Stelle mitgeben?

  • Die truppenärztliche Tätigkeit ist mehr oder minder überall die gleiche (außer natürlich bei Spezialverwendungen).
  • Geht mit Offenheit in die Truppenarztzeit und nehmt an Fortbildungen mit, was geht. Wir sind schließlich letztlich dafür ‚eingekauft‘ worden.

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